Politische Fragestunde: Wehrdienst-Modernisierungsgesetz

Was kommt auf uns zu? – Neuer Gesetzentwurf zur Wehrpflicht beschäftigt Jugendliche

Fünfte „Politische Fragestunde“ im Berufskolleg Dinslaken bringt Licht in die Debatte

Von Gabriele Fengels
presse@bkdin.de

Begrüßt von den Schülern Dmytro am Klavier und Symon an der E-Gitarre mit ihrer Interpretation der „Ode an die Freude“ von Beethoven wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Politikstunde in besonderem Format. Die Schülerinnen Janice und Sarah sowie der Schüler Sherhat führten souverän durch die Veranstaltung

Groß war das Interesse, engagiert die Beteiligung und berechtigt die Sorge der rund 200 Schülerinnen und Schüler, die sich auf Einladung von Initiator Stefan Braemer-Jostes im Forum des Berufskollegs einfanden, um Zusammenhänge der Debatte um die Wehrpflicht zu verstehen, Fragen zu stellen und zu diskutieren.

Seit dem Einfall Russlands in die Ukraine vor vier Jahren sind die Zeiten ohne militärische Konflikte in Europa vorbei. Die Bundeswehr bekommt eine milliardenschwere neue Ausrüstung. Bis 2027, so die Forderung der NATO, soll die deutsche Armee auf 260 000 Soldatinnen und Soldaten aufgestockt werden. Rund 80 000 Personen müssen dazu zusätzlich rekrutiert werden. Der Appell an und – möglicherweise bald schon die Verpflichtung für – junge Menschen wird konkret.

Das lässt Fragen aufkommen, die brennender nicht sein können und die trotz der intensiven medialen Berichterstattung oftmals gar nicht so einfach zu beantworten sind. Besonders dann nicht, wenn es um moralische Konflikte und Entscheidungshilfen angesichts einer Wehrdiensteinladung, -verpflichtung oder gar eines möglichen Bedrohungsfalles geht.

Ab 1. Januar 2026 soll das WDM, das Wehrdienst-Modernisierungsgesetz, in Kraft treten. Alle Personen des Geburtsjahrgangs 2008 werden einen Brief mit einem QR-Code bekommen und damit zu einer Willensabgabe zu ihrer Bereitschaft, den Wehrdienst aufzunehmen, verpflichtet sein.

Seit 2011 ist die im Grundgesetz verankerte Wehrpflicht ausgesetzt. Mit dem neuen Gesetz wird sie wieder in Kraft gesetzt. Aktuell wird eine sechsmonatige Dauer diskutiert.

Politiklehrer Christoph Busch ordnete die Debatte zunächst historisch ein und stellte den umstrittenen Gesetzesvorschlag im Detail vor, bevor es an die Beantwortung der zahlreichen Fragen ging. Fachmännisch unterstützt wurde er dabei von den Lehrern Jörg Weichert und Heiko Borchert, die beide mehrjährige Bundeswehr-Erfahrungen in das Gespräch einbrachten.

Wie läuft eigentlich eine Musterung ab? Was ist das für ein „Losverfahren“, das immer wieder erwähnt wird? Habe ich das Recht, den Wehrdienst zu verweigern, wie geht das? Welche Alternativen gibt es? Welche Regelungen gibt es bei doppelter Staatsangehörigkeit? Wie wird man Zeitsoldat?

Unbeantwortet blieb keine der drängenden Fragen, zu wichtig ist das Thema für die jungen Teilnehmenden.

Zum Ausklang bot Lehrerin Kerstin Xhebexhia den von Alphaville geschriebenen Song „Forever Young“ dar: „Hoping fort the best, but expecting the worst. Are you gonna drop the bomb or not?“ Der Text zum Mitlesen und Mitsingen drückt – geschrieben in der Zeit des sogenannten „Kalten Krieges“ der 80er Jahre –  die Angst und Sorge jungen Menschen angesichts möglicher militärischer Bedrohungen aus.

Wie die dargebotene Musik wird die gelungene Veranstaltung – dank aller Beteiligten und Helfer – nachklingen. Viele Fragen wurden beantwortet, neue aufgeworfen, Gespräche wurden angeregt, die sicher in den Klassen fortgesetzt werden. Ein erfolgreiches Format, das im kommenden Schuljahr mit neuer aktueller Thematik fortgesetzt wird.

 Fen, 11_25