Schule und Beruf: Lernende und Betriebe zusammenbringen

SCHULE UND BERUF: LERNENDE UND BETRIEBE ZUSAMMENBRINGEN

Last-minute-Stellenbörse und Berufsparcours am Berufskolleg Dinslaken

Berufsvorbereitung ganz praktisch und interaktiv – das ist am Berufskolleg Dinslaken Motto wenn es um den störanfälligen und vieldiskutierten Übergang vom Lernalltag in das Berufsleben geht. Als Bündelschule, die knapp 2000 Schülerinnen und Schülern ganz unterschiedlicher Herkunft differenzierte Bildungswege und Abschlüsse ermöglicht, setzt das Berufskolleg dabei nicht nur auf umfassende Information, sondern vor allem auf persönliche Kontakte, auf den Austausch zwischen Arbeitgebern, jungen Berufstätigen und Jobsuchenden.

Karin Wasen, Leiterin des Arbeitsbereiches Übergang Schule-Beruf am Berufskolleg, weiß, dass gerade ein angebotsreicher Arbeitsmarkt, der sich deutlich in Richtung „Bewerbermarkt“ entwickelt, unüberschaubar und oftmals auch beängstigend sein kann: „Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um Nachwuchs anzuwerben. Motivierte Schulabgänger sind heute in der Wirtschaft gefragter denn je – wenn sie wissen, was sie können und wollen.“ Das herauszufinden ist nicht ganz einfach in einer Welt, in der sich Berufsbilder rasant an neue Technologien und Nachfrageänderungen anpassen. Spezialisierungen werden immer feiner, das bringt unentwegt neue Herausforderungen, aber auch ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten mit sich. Eltern, weiterhin wichtige Berater bei der Berufswahl, sind angesichts dieses Wandels oftmals ebenso überfordert. „Orientierung und Berufsziele zu finden und sich entsprechend zu präsentieren – dabei wollen wir unsere Schülerinnen und Schüler tatkräftig unterstützen“, so Karin Wasen, die in der letzten Februarwoche mit ihrem Team gleich zwei erfolgreiche Großveranstaltungen organisierte und begleitete.

An der Last-minute-Stellenbörse im Forum des Berufskollegs beteiligten sich vor allem Unternehmen aus Dinslaken und Umgebung, aber auch Arbeitsagentur, IHK und Bundeswehr waren vertreten. Für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler boten sich bisher unentdeckte Ausbildungsmöglichkeiten und neue Perspektiven.

Viele Interessenten scharten sich um Moritz Wolff und Omar Saadi, die das Bau-Unternehmen Kahmann vertraten. Während Moritz eine Ausbildung zum Maurer im zweiten Lehrjahr durchläuft, absolviert Omar ein duales Studium des Bauingenieurwesens. Für ihn die ideale Verzahnung von Theorie und Praxis, empfehlenswert für Absolventen mit besonderem Leistungswillen und Durchhaltevermögen.

Nico Heuing, Mitarbeiter im IHK-Projekt „Passgenaue Besetzung“ hatte gute Last-Minute-Ausbildungsangebote aus Dinslaken und den Nachbarstädten im Gepäck und konnte am Ende Steckbriefe von interessierten Schülerinnen und Schülern mitnehmen. Gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches „Matchmaking“.

Neben den Vermittlerinnen und Vermittlern der Arbeitsagentur, die bei Interesse gleich Termine für Beratungs- und auch Vorstellungsgespräche vergaben, zeigten sich Mitarbeiter und Auszubildende der Dinslakener Unternehmen Edeka Bienemann und Steinhoff sowie Hutchison Ports aus Duisburg angetan vom großen Interesse der Schülerinnen und Schüler.

Raphael Rebbelmund (20), angehender Abiturient mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Soziales hat eigentlich vor, Psychologie zu studieren, sucht aber auch schon nach Alternativen – sollte er den erforderlichen NC nicht schaffen. Auf der Jobbörse konnte er einige interessante Kontakte mit regionalen Unternehmen knüpfen und Ausbildungsangebote vor allem im sozialen Bereich mit nach Hause nehmen.  Auch ahnte er bis zu seinem Gespräch mit Karriereberatungsoffizier Marcel Moock nicht, dass es bei der Bundeswehr verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten mit sozialem Schwerpunkt gibt.

In Kooperation mit dem Technikzentrum Minden-Lübbecke ging es zwei Tage später im sogenannten Berufsparcours für rund 400 zukünftige Absolventinnen und Absolventen darum, bei der Erstellung berufstypischer Arbeitsproben bisher unentdeckte Talente und Fähigkeiten zu finden, mit möglichen Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen und so Praktika, Schnuppertage und Ausbildungsverhältnisse anzubahnen. Ausgestattet mit Laufzetteln absolvierten die Schülerinnen und Schüler die insgesamt neunzehn Stationen des Parcours.  Da wurde geschraubt, isoliert und geformt. Auch kleinere kaufmännische Aufgaben standen auf dem Programm. Einschätzen durften die Teilnehmenden sich dann selbst durch die Vergabe von Schulnoten für die einzelnen Leistungen.

Dass gerade im Handwerk gilt „Nur selbst gemacht ist gut gelernt“, weiß auch Claudia Burggraf, Expertin für das Projekt „Passgenaue Besetzung“ beim Bildungszentrum für das Baugewerbe. Tatkräftig unterstützt wurde sie von Zimmerer-Auszubildenden des Dinslakener Unternehmens Nolte Holzbau. Gemeinsam leiteten sie die Anfertigung des Modells eines doppelten Hängewerks. Ziel der praktischen Übung: Schülerinnen und Schüler für die Berufschancen im Bauhandwerk zu begeistern. „Es gibt immer weniger Bewerbungen im Baugewerbe, darum sind die Chancen für den Einzelnen erheblich gestiegen. Viele kommen auch über Umwege“, betont Claudia Burggraf. So kann sogar nach einem abgebrochenen Studium zum Bauingenieur eine Ausbildung zum Zimmerer neue Perspektiven öffnen.

Mathias Goschnick steht als Auszubildender im dritten Lehrjahr bei der multinationalen Firma TK Elevator kurz vor der Gesellenprüfung zum Mechatroniker. Mit Ausbildungsleiter Manuel Günther zeigte er den Schülerinnen und Schülern, wie ein Schubriegel für den Aufzugbau montiert wird. Die Firma, die weltweit rund 50 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, „legt viel Wert auf das Menschliche“, sagt Mathias Goschnik. „Wichtig für unsere Tätigkeit ist es, technisches Verständnis mitzubringen und keine Höhenangst zu haben“, ergänzt er.

An einer anderen Station hatte Miron Merten, Konstruktionsmechaniker im ersten Lehrjahr bei thyssen krupp, eine Drahtbiegeübung mitgebracht, während nebenan die Firma RIB IMS aus Dinslaken, vertreten durch den angehenden Anwendungsentwickler Paul Häußler und weitere Auszubildende, interessante praktische Einblicke in IT-Berufe ermöglichte.

Fazit der Parcours-Teilnehmerinnen und -teilnehmer: Ein toller Vormittag, der durch den direkten Kontakt und die praktischen Übungen nicht nur viel Spaß gemacht hat, sondern vor allem Einblicke ermöglicht und Perspektiven aufgezeigt hat. Viele der Jugendlichen gingen sogar mit konkreten Bewerbungsvorhaben und Terminzusagen für weitere Gesprächen nach Hause.

Einstimmige Rückmeldung der beteiligten Unternehmen: Wir kommen wieder! Und Initiatorin Karin Wasen und ihr Team blicken schon in die Zukunft: „Im nächsten Jahr wollen wir noch mehr Unternehmen für Job-Börse und Berufsparcours gewinnen“.

Fen, 2023-03