Mit Schnecken und Waldwichteln unterwegs im Wohnungswald

Foto: Die angehenden Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger des Berufskollegs Dinslaken (hinten) mit den Kindern des Kindergartes St. Johannes und ihren Betreuerinnen.

Dinslaken, 08.07.19: Am 04. Juli luden die angehenden Kinderpfleger/innen des Berufskollegs Dinslaken im Rahmen ihrer Waldprojektwoche 45 Kinder des Kindergartens St. Johannes aus Eppinghoven zu einem Aktionstag in den Wald ein.

Im Wohnungswald ist es anders als sonst. 25 Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Dinslaken laufen durch die Büsche, sammeln Äste und Blätter, bauen Hütten und spannen Seile von Baum zu Baum. Fast 2 Wochen haben sich die baldigen Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger auf diesen Tag vorbereitet. Nicht für jeden von ihnen war der Wald von Anfang an ein Ort der Ruhe und Entspannung. Spinnen, Mücken, Ameisen und anderes Waldgetier lehrten den ein oder anderen das Fürchten. Doch am Ende hatte jeder mit dem Wald und seinen Bewohnern Freundschaft geschlossen. Denn das große Ziel war schließlich einen unvergesslichen Tag im Wald für die Kinder des Kindergartens St. Johannes vorzubereiten!

Intensive Vorbereitung der Unterstufen

Tina Maren Jostes, Bildungsgangleiterin der Kinderpflege-Ausbildung am Berufskolleg und Organisatorin der Waldwoche, erzählt: „Es war viel Vorbereitungsaufwand, aber es hat sich gelohnt! Gerne würde ich die Waldwoche auch für die kommenden Unterstufen etablieren!“ Mit Unterstützung Ihrer Kolleginnen und Kollegen sowie weiteren Kooperationspartnern konnte die Waldwoche für die Unterstufen der angehenden Kinderpfleger/innen umgesetzt werden.

Auftakt der Waldwoche war der Besuch der „Lernwerkstatt Natur“ in Mülheim. Die beiden Klassen gingen auf Erkundungstour durch den Wald, bastelten und bauten mit Naturmaterialien und bekamen so einen Einblick in die pädagogische Arbeit der Mitarbeiterinnen der Lernwerkstatt.

Weiter ging es mit dem Besuch des Waldkindergartens „Kleine Forscher*innen“ der Arbeiterwohlfahrt Oberhausen im Mehrgenerationengarten. Die Auszubildenden sahen, dass man kein Spielzeug für den Kita-Alltag braucht, da die Natur alles bietet, was das Kinderherz begehrt! Auch Langeweile war ein Fremdwort im Waldkindergarten. Sobald die Kinder den nahegelegenen Wald betraten, wusste jeder von ihnen, was zu tun war. Eicheln sammeln, Frösche beobachten, Hütten bauen oder einfach nur die große Bewegungsfreiheit genießen.

Die letzte Station der Schüler und Schülerinnen war der Wohnungswald an der Stadtgrenze von Dinslaken und Voerde. Unter der Anleitung der Wald- und Naturpädagoginnen Simons und Heisterkamo vom Kindergarten St. Johannes konnten die Schülerinnen und Schüler waldpädagogische Angebote selbst erproben und eigene Ideen für ihren Tag mit den Kindern erarbeiten.

Endlich ist es soweit

Am 04. Juli war es dann soweit. Treffpunkt: Wald-Sofa. Neben den bekannten Gesichtern der Erzieherinnen warteten nun ziemlich aufgeregte Schülerinnen und Schüler auf ihren Einsatz. Die Kindergartengruppen „Waldwichtel“, „Schnecken“, „Juniorclub“ und „Musimo“ bekamen nach gemeinsamer Begrüßung und Frühstück nun ihre angehenden Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger zur Seite gestellt. Die Angebote konnten endlich starten!

Die größeren Kinder machten sich auf Spurensuche, um den verschwundenen Waldwichtel zu finden. Die Kleinsten gingen als Schnecke auf Entdeckungstour durch den Wald. Der Juniorclub kreierte fantasievolle Tongesichter für die Bäume des Waldes. Hierzu bemerkt die angehende Kinderpflegerin Antonia: „Es ist toll, wie gut die Kinder mitmachen! Ein paar fanden den Ton in den Händen zuerst ekelig, aber dann konnten wir sie schnell begeistern. Die Kinder gestalten die Gesichter der Bäume mit vielen Details und geben ihnen Namen!“ Die Kinder der Musimo-Gruppe bauen gemeinsam eine Hütte und kochen Suppe im Loch eines alten Baumstammes, ihrem „Hexentopf“. Hier zeigte sich, dass die Jungen das Kochen und Fegen übernahmen, wohingegen die Mädchen für die Stabilität der Hütte sorgen. Michelle, die das Angebot mitgestaltete, sagte: „Alle Kinder helfen sich gegenseitig und übernehmen Aufgaben. Außerdem lernen sie, dass sie Verantwortung für den Wald und seine Lebewesen übernehmen müssen.“ Auf die Frage, welche Erkenntnisse sie aus Ihrer bisherigen Ausbildungszeit besonders anwenden konnte, antwortet Michelle: „Ich habe gelernt, dass man auf jedes Kind einzeln eingehen muss. Als ich zum Beispiel beobachtet habe, dass ein Junge frustriert war, weil er etwas nicht geschafft hat, habe ich einen riesigen Ast gesucht und ihn gefragt, ob er mir helfen könne. Er hat sofort zugepackt. Dass er das dann geschafft hat, hat ihn total stolz gemacht! Genau das wollen wir doch!“

Michaela Bondarowicz-Kaesling