Berufskolleg Dinslaken macht Demenz erfahrbar

Veranstaltung wurde vom Förderverein finanziert

Von Stefanie Bolten

Eine Demenzerkrankung, was ist das eigentlich? Die Berufsfachschüler der Abteilung Gesundheit und Soziales des Berufskolleg Dinslaken haben bei einer eintägigen Fortbildung am eigenen Leib erfahren können, wie es sich anfühlt, wenn man Teile seines Gedächtnisses verliert und wie hilflos und verzweifelt Menschen mit Demenz in der Kommunikation scheitern können.

Schüler der Klasse SASO mit Klassenlehrerin Bolten, Dozenten Skandera und Mitgliedern des Fördervereins: Frau Wasen, Frau Doemen und Schulleiter Neumann.

Zu Beginn der Fortbildung zum Thema „Umgang mit Menschen mit Demenz“ fragte der Dozent, Herr Skandera, die Schülerinnen und Schüler nach Vorkenntnissen zur Erkrankung Demenz. Die meisten hatten lediglich theoretisches Wissen und sollten im Laufe des Tages noch ein paar praktische Erfahrungen sammeln. Denn neben einer Unterrichtung zu den Grundlagen der Erkrankung, Ursachen, Diagnose und Therapie bietet Herr Skandera in seinen Fortbildungen stets einen praktischen Block zur Selbsterfahrungsübung an.

Dabei versetzte er einen Schüler in die Rolle eines an Demenz erkrankten Menschen. Dieser sollte einen Touristen in China spielen und versuchen sich zurechtzufinden. Die anderen Schüler hatten die Aufgabe nur in einer unverständlichen Fantasiesprache, bevormundend oder gar abweisend auf ihn zu reagieren. „Das ist total gemein, wenn mir niemand richtig zuhört“, „ich habe mich nicht ernst genommen gefühlt“, „ich hatte Angst“, „ich fühlte mich belästigt“ sind nur ein paar der Kommentare der anschließenden Evaluationsrunde.

Schüler der Klasse SASO bei einer szenischen Selbsterfahrungsübung. Im Hintergrund Frau Wasen, Frau Doemen und Schulleiter Herr Neuman

Ebenso beunruhigend und beängstigend wie die Reaktionen des Umfelds auf die Kommunikationsprobleme ist der Verlust der Erinnerungen, der mit einer Demenzerkrankung einhergeht. In der Übung „Puzzle des Lebens“  konnten die Schüler – gemeinsam mit den Mitgliedern des Fördervereins, welcher die Fortbildung finanzierte – erfahren, wie es sich anfühlt,  wenn wesentliche Bausteine der Identität verlorengehen.

Zu diesem Zweck mussten alle Teilnehmer sechs Personen oder andere Dinge die sie ausmachen auf einen Zettel schreiben. Nach und nach wurden diese nach dem Zufallsprinzip vom Zettel gestrichen. Die Teilnehmer waren emotional sehr berührt, als sie sich vorstellen mussten, dass die durchgestrichene Person oder der wesentliche Aspekt ihrer Persönlichkeit der vom Zettel verschwunden war nun tatsächlich aus ihrem Gedächtnis verschwunden wären.

Zum Abschluss dieses lehrreichen Tages vermittelte Herr Skandera konkrete Verhaltensregeln im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen. Der examinierte Altenpfleger hat eine Fachweiterbildung zur gerontopsychiatrischen Pflege absolviert, leitet einen Wohnbereich in einer Gerontopsychiatrie in Oberhausen-Sterkrade und ist bereits seit mehreren Jahren im Rahmen von Fortbildungen für Angehörige, Auszubildende und Schüler tätig. Anhand anschaulich ausgewählter Beispiele aus dem Praxisalltag konnte der Dozent den Schülern wichtige Regeln für den beruflichen Umgang mitgeben.

Die Teilnehmer der Fortbildung fühlten sich nach diesem Tag bestens auf den beruflichen Kontakt mit Demenzerkrankten vorbereitet und können sich deren Welt nun besser vorstellen.